Mit einer beispiellosen Tirade verlangte SP-Grossrat Christen in einem Vorstoss, dass der röm.kath. Kirche Aargau der Status als Landeskirche aberkannt werden soll. Das kann natürlich so nicht hingenommen werden! Meine Antwort im Namen der CVP:

 

Sehr geehrter Herr Vizepräsident, sehr geehrter Herr Regierungsrat,
geschätzte Kolleginnen und Kollegen

Ich danke dem Regierungsrat für die sachliche Beantwortung und die Darstellung der rechtlichen Ausgangslage.

Schon vor 2000 Jahren gab es Leute, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten. Jesus erzählte ihnen dieses Beispiel:
„Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! „
Was will uns dieses Gleichnis nach Lukas wohl sagen?

„Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie“ Joh. 8,8

 

Der Motionär hat hier in völlig überheblicher Art und Weise zu einer Straf- und Vergeltungsaktion ausgeholt, die einen um 150 Jahre in der Aargauer Geschichte zurückversetzt. Schon damals wurden die Aargauer Katholiken stigmatisiert und mit dunklen Verschwörungstheorien operiert. Dass diese offenbar wieder modern sind, zeigen die Bücher von Dan Brown und seinen Nachahmern. Damals wie heute ist dies eine eindeutige Diskriminierung und eine Bestrafung der katholischen Basis und wird zudem den Vatikan nicht beeindrucken. Der Motionär zeigt selbstgerecht mit dem Finger auf die röm.kath. Kirche, offenbar in der Überzeugung, dass die von ihm genannten Missstände und Verbrechen ausschliesslich in diesem Umfeld verübt werden. Dabei blendet er zu vieles aus, dass in anderen Kirchen, in öffentlichen Institutionen, in Schulen und Familien passiert. Die Aargauer Katholikinnen und Katholiken kollektiv für Verfehlungen und Machtmissbrauch auf einer ganz anderen Ebene zu bestrafen, ist genauso falsch, wie die Aargauer Sozialdemokraten für die Gräueltaten, die im Namen des Sozialismus verübt werden, verantwortlich zu machen. Kollektivstrafen und Sippenhaft gehören nicht in unser Gemeinwesen.
Die Ortskirchen nehmen zahlreiche soziale, integrative und erzieherischen Aufgaben wahr und entlasten dadurch den Staat enorm. Nur schon die ehrenamtliche Arbeit, die in den Kirchgemeinden geleistet wird, lässt sich nicht in Frankenbeträgen beziffern. Genau für diese Leistungen werden die Kirchensteuergelder benötigt, und nicht, um das „im Mittelalter verharrende, von Männern regierte und dominierte katholische“ Weltbild zu finanzieren. Aber vielleicht will der Motionär ja auch nur ein staatliches Sozialhilfe-Monopol zementieren…

Die CVP-BDP-Fraktion lehnt diesen selbstgerechten Vorstoss entschieden ab, denn:

  • er ändert nichts an den von ihm kritisierten Zuständen
  • er diskriminiert völlig unzulässig die Aargauer Katholikinnen und Katholiken
  • er trifft die Falschen und macht deren ehrenamtlichen Einsatz schlecht
  • er desavouiert die römisch katholische Kirche Aargau und ihre wichtige soziale Arbeit für unser Gemeinwesen

 

 "Selbst der Gerechte wird ungerecht, wenn er selbstgerecht wird.“ R. Hagelstange