Glauben gründet auf einem Urvertrauen in eine göttliche Existenz und auf der Gewissheit, dass wir auf unserem Lebensweg geleitet und begleitet sind. Glauben ist daher auch Beziehungsgeschehen. Er prägt unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen und Mitgeschöpfen, und in diesen spiegelt sich unsere Verbindung zu Gott. Und eine innige Gottesbeziehung wiederum zeigt sich in einem achtsamen Umgang mit allem Lebendigen.
Jedem Menschen in einer Haltung der Liebe und Wertschätzung gegenüberzutreten, das ist die herausfordernde Aufgabe einer christlichen Lebensführung – und allgemein einer menschlichen Existenz. Gott als Ursprung allen Lebens, Gottes Geist als Atem, der alles Lebendige durchfliesst, kommt mir aber auch in der Natur entgegen, in der Begegnung mit Tieren und Pflanzen, im wunderbaren Beziehungsnetz der Schöpfung, in das auch wir Menschen ganz eingebunden sind. Das Staunen über die Schönheit und die Vielfalt unseres Lebensraumes ist für mich eine grosse spirituelle Kraftquelle und konkrete Erfahrung des Göttlichen.
Es ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder einzelne Mensch ganz direkt mit dem göttlichen Ursprung verbunden ist und immer wieder neu angesprochen und berufen wird. Und dass ich auf diese Ansprache antworten kann, indem ich der liebenden Zuwendung, die ich erfahre, Raum gebe und sie weiterschenke, meinen Mitmenschen, meinen tierischen Gefährten und allem, was lebt.
Darauf gründet meine theologische Haltung, die mein seelsorgerliches Wirken und meine ganze Lebensweise prägt.
