GROSSER RAT AARGAU                                                          

 

Postulat Alexandra Abbt, CVP, Islisberg, Andrea Moll, FDP, Sins und Peter Wehrli, SVP, Küttigen, vom 28. Mai 2013 betreffend Schaffung einer Fach- und Koordinationsstelle für Bienenhaltung

 

Text:

Der Regierungsrat wird eingeladen, im Rahmen der laufenden AFP-Beratung die Schaffung einer Fachstelle für Bienenhaltung, die zweckmässigerweise organisatorisch dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg angegliedert werden soll, zu prüfen.

Begründung:

Mit der Entgegennahme des Postulats 12.214 hat der Regierungsrat seiner Besorgnis über die Situation der Honigbiene in der Schweiz Ausdruck verliehen und einen dringenden Handlungsbedarf ausgemacht. Die in der Antwort auf diesen Vorstoss angezeigten Massnahmen sind lobenswert  und sehr wichtig, tragen aber nicht der Vielzahl der Faktoren Rechnung, die der Honigbiene und der Imkerei als Ganzes das Leben schwer machen.

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang einerseits die Seuchensituation, die durch die in den 80er-Jahren aus Asien eingeschleppte Varroamilbe verschärft worden ist. Als Folge davon wurde die Registrierungspflicht aller Bienenstände eingeführt, die Information und Schulung der Imker verstärkt, die Forschung auf die Bekämpfung der Milbe fokussiert und rigorose Sanierungsmassnahmen auf Bienenständen mit Seuchenfällen durchgeführt, was zu einer deutlichen Mehrbelastung der kantonalen Bieneninspektoren geführt hat. Durch den neu vom Bund geschaffenen Bienengesundheitsdienst wird ergänzend von den Kantonen  eine kantonale Anlaufstelle gefordert, mit welcher in enger Zusammenarbeit weitere dringend nötige Massnahmen ergriffen werden sollen.

Es versteht sich von selbst, dass die Entwicklung der Landwirtschaft die Bienenhaltung beeinflusst und ein ständiger Austausch und eine funktionierende Kommunikation zwischen Imkerei und Landwirtschaft notwendig ist. Dies zeigte sich in der Vergangenheit deutlich im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmassnahmen z. B. bei der Feuerbrandbekämpfung. Durch fachgerechte Anwendung des Antibiotikums Streptomyzin musste im Kanton Aargau kein kontaminierter Honig vernichtet werden. Um auch zukünftige Herausforderungen gemeinsam zu lösen, scheint uns eine Bienenfachstelle am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg ideal.

Im oben erwähnten Postulat ist ein drittes Problemfeld angesprochen, die schwindende Biodiversität vor allem im Siedlungsraum.

Nur schon diese drei grob umrissenen Handlungsfelder zeigen die Schwierigkeiten einer sinnvollen Vorgehensweise auf. Erstens sind hier im Kanton Aargau bereits drei Departemente involviert, was ein koordiniertes und zielgerichtetes Vorgehen sehr erschwert. Zweitens gibt es für Imker, für Bienenzüchtervereine bzw. deren Verband und für weitere betroffene Personenkreise wie Landwirte, Gemeinden oder auch Forscher keine klare Ansprechsperson, in der sich auch das entsprechende Wissen und die Vernetzung mit allen massgeblichen Kreisen bündeln würden. Da sich die Herausforderung der Bienenhaltung wie ein Mosaik aus einer Vielzahl einzelner Faktoren darstellt, ist eine kantonale Fachperson für alle Bienenfragen eine wichtige Voraussetzung für eine kompetente und vor allem effiziente Problemlösung.

Zu guter Letzt soll nochmals darauf hingewiesen werden, weshalb die Förderung der Honigbiene so wichtig ist. Einerseits ist sie als Nutztier für die landwirtschaftliche Produktion, aber auch für die Allgemeinheit durch ihre Bestäubungsleistung, die sie quasi kostenlos erbringt, unersetzlich. Da die Imkerei in der Schweiz grundsätzlich hobbymässig und daher für die Gesellschaft ehrenamtlich betrieben wird, scheint es nur richtig, dass sich der Staat für verbesserte Rahmenbedingungen engagiert. Andererseits ist aber auch die aktuelle Situation der Bienen exemplarisch für den Zustand unseres ganzen Ökosystems. Von Massnahmen für die Honigbiene profitieren sowohl eine Vielzahl anderer Insekten, namentlich gefährdete Schmetterlingsarten, als auch einheimische Feldblumen, Stauden und Gehölze und damit auch unsere Vögel, was zu einer grundsätzlichen Verbesserung der Biodiversität führt.

 

Der Regierungsrat nimmt das Postulat mit Erklärung entgegen: Mehr...