Garten

„Am leuchtenden Sommermorgen geh ich im Garten herum. Es flüstern und sprechen die Blumen, ich aber, ich wandle stumm.“ Heinrich Heine
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Unser Garten - wo Gemüse, Blumen und Heilkräuter wachsen

Erstaunlicherweise haben die Erbauer unseres Hofes den Gemüsegarten auf der Nordseite des Wohnhauses angelegt. Im Laufe der Jahre haben wir aber erkannt, dass er so trotzdem genügend Sonne abbekommt, durch das Remisengebäude vor den kalten Ostwinden geschützt wird und nicht in den Schattenwurf der grossen Scheune gelangt. Was uns auf Anhieb gefallen hat, waren die liebevoll mit Kalksteinen eingefassten Beete. Das haben wir auch so beibehalten, weil es erstens in die Gegend passt, zweitens schön aussieht und drittens vielen Spinnen, Käfern und Reptilien Unterschlupf bietet.

Wir gärtnern nach dem Prinzip der Mischkultur und der Permakultur, d.h. die Erde liegt nur kurz vor dem Einsäen im Frühjahr offen da, ansonsten darf immer etwas wachsen. Wir sind auch sehr tolerant sogenannten „Unkräutern“ gegenüber, da sie einerseits wichtig für Insekten sind, andererseits viele von ihnen als Wildgemüse essbar oder als Heilpflanzen nutzbar sind. Einige dienen auch als Schädlingsabwehr. So konnten wir beobachten, dass der „Gemeine Hohlzahn“, der wild um ein Hügelbeet mit Palm- und Federkohl wucherte, dafür sorgte, dass der Kohlweissling keine Eier auf die Kohlpflanzen legte. Offenbar hat der herbe Duft dieser von Nachtfaltern gern besuchten Pflanze sogar den Kohlgeruch überdeckt oder zumindest den Kohlweissling in die Irre geführt…

Zugegeben, gewisse Beikräuter sind durchaus problematisch, weil sie dazu tendieren, alles andere zu überwuchern. Unsere kultivierten Gemüsepflanzen mögen keine starke Konkurrenz und können sich nur schlecht durchsetzen. So wird der Garten immer mal wieder zum „Borretsch-Paradies“, aber gerade in heissen, trockenen Jahren stellten wir fest, dass Mangold und Rote Bete gerne im Schatten der Riesenborretsch wuchsen. Und zumindest die Bienen freuen sich über diese willkommene Trachtquelle nach dem Abblühen der Rapsblüte!

Ein labiles Gleichgewicht und einen brüchigen Frieden pflegen wir auch mit dem Giersch. Im Frühling zwingt er uns dazu, die Beete gründlich umzugraben, im Sommer ist es ein steter Kampf, seine Ausbreitung ein wenig einzudämmen, und nach einem milden, feuchten Winter ist er wieder mit Verstärkung da! Aber seine Blätter schmecken im Frühjahr wunderbar als Spinat, seine üppige Blütenpracht ist eine ergiebige Bienenweide im Juli, und er wächst auch an schattigen Stellen unter Büschen und Bäumen.

Neben dem Gemüsegarten haben wir auch über zwanzig Hochbeete an den Wänden der Hofgebäude aufgestellt. Je nach Besonnung wachsen dort verschiedene Gemüse- und Kräutersorten. Auf Hügelbeeten experimentieren wir mit verschiedenen Mischkulturen, so z.B. mit den „Drei Schwestern“ oder „Milpakultur“, einer traditionellen Anbauweise der indigenen Völker in Mittelamerika. Kürbis, Stangenbohnen und Mais helfen sich gegenseitig und profitieren so von einer optimalen Nährstoffversorgung und Schädlingsabwehr.

Unsere Pflanzenkulturen versorgen wir mit Komposterde und Mist von den Schafen und Hühnern, wir mulchen und achten auf gute Nachbarschaften unter den Planzen. Dabei lassen wir auch ein Stück weit der Natur freie Hand. So wachsen neben unserer Nahrung auch unsere Apotheke mit zahlreichen wilden Heilkräutern und viele bunte Blumen als Augenweide und Nahrung für Insekten. Besonders haben es uns Strauchrosen und alte Englische Rosen angetan, die uns mit ihrer Blütenpracht und ihren Düften erfreuen.

Eine Besucherin meinte übrigens auf einer Hofführung mit Blick auf unseren Gemüsegarten:

„Aha, und das da, das ist euer Blumengarten!“